Markisen fürs Wohnmobil sind sehr beliebt, bieten sie doch Schutz vor Sonne und Regen. Damit ersparen sie uns manchen Sonnenbrand oder verregneten Abend, an dem wir sonst ins Innere unseres rollenden Domizils flüchten müssten.
Wer zwischen eigener Montage und dem Einbau direkt ab Werk schwankt, sollte sich unbedingt für letztere Variante entscheiden – was leider nur beim Neufahrzeugkauf möglich ist. Aber selbst das Nachrüsten sollte immer ein Fachmann vornehmen, am besten in einer Werkstatt der eigenen Fahrzeugmarke. Warum?
Markisen sind immer wieder größeren Belastungen ausgesetzt. Gewitter, heftiger Regen oder starker Wind lassen enorme Kräfte auf das wie ein Segel aufgespannte Tuch wirken, die sich dann natürlich auf die Halterung an der Bordwand übertragen. Und genau da wird´s brenzlig: um eine haltbare Montage zu gewährleisten, müssen die Befestigungsteile an verstärkten Punkten der Seitenwand angebracht werden, die in der Regel nur den Herstellern oder sehr versierten Fachwerkstätten bekannt sind. Eine von einem Laien in der dünnen Sandwich-Wand aus z.B. GFK und Hartschaum angebrachte Markise würde beim ersten heftigen Windstoß herausreißen. Was das für einen Schaden anrichten würde, müssen wir wohl nicht näher erklären.
Apropos Windstoß: Neben den eigentlichen Wohnmobil Markisen gibt es weiteres sinnvolles Zubehör, wie z.B. eine Sturmabspannung. Damit hält man den vorderen Teil (der mit den Stützen) bei starkem Wind fest, aber flexibel am Boden. Meist werden ein oder zwei starke Gurte mit sehr starken Stahlfedern und massiven Heringen geliefert.
Der Vorteil gegenüber einer starren Befestigung der Stützen am Boden (z.B. die Stützenfüße mit Heringen verankern) liegt darin, dass die Markise dank der Sturmband-Federn ein wenig abheben kann, also flexibel ist und so Unterluft-Kräfte, die sonst wahrscheinlich das Tuch aus der vorderen Schiene oder die gesamte Konstruktion aus der Verankerung reißen würden, mit den Federn ein wenig ausgleichen kann.
Beliebter Anfängerfehler: Einen langen Gurt mittig über das (flatternde) Tuch der Markise spannen. Vorsicht: Dann entstehen genau an den Kanten, wo das Band am Rand auf dem Tuch aufliegt, so starke Scherkräfte, dass dort ein Einreißen vorprogrammiert ist. Also: Immer nur das Markisen-Gestell, nicht aber das Tuch nach unten absichern!
Ein weiterer Fehler: seitliches Abspannen. Starker Wind wird die Markise immer Richtung Wohnmobil drücken, nie seitlich, weil die Gelenkarme bei Winddruck zur Fahrzeug-Seitenwand hin einknicken. Spannt die Gurte also immer von den oberen Markisen-Ecken im 90-Grad-Winkel gerade vom Fahrzeug weg (siehe kleines Foto oben). Seitlich, also parallel zur seitlichen Bordwand verspannte Gurte haben praktisch keinerlei Nutzen.
Mit echtem Sturm ist nicht zu spaßen. Das große Markisentuch wirkt wie ein Segel und lässt bei entspechendem Wind enorme Kräfte entstehen. Deshalb: Bei zu starker Luftbewegung oder unklarer Wetterlage, besonders nachts (!): Holt lieber die Markise ein, bevor Ihr gravierende (und damit sehr teure) Schäden riskiert!
Ein paar weitere, nette Vorzüge der Wohnmobil Markisen: alle uns bekannten Modelle haben am vorderen, oberen Querholm eine Kederleiste (siehe > Glossar). Dort lassen sich Sonnenschutzwände oder Vorderteile eines (quasi) Vorzeltes oder auch nur Utensilienbehältnisse für allerlei Kleinigkeiten einfädeln.
Ganz funktional: Mit Hilfe zusätzlicher sogenannter Rafter (Spann- bzw. Abstandsstangen; siehe > Glossar; ebenfalls mit Kederleisten erhältlich) kann man praktisch ein komplettes – oder auch nur teilweises – Vorzelt realisieren. Um es einfach auszudrücken: ein Rafter (mit Kederleiste) links mit entsprechender Seitenwand (als Zubehör erhältlich), einer rechts mit Seitenwand, dazu Vorderteile in der gewünschten Breite – und schon hat man ein Vorzelt mit „Markisendach“.
Natürlich, wer an Markisen denkt, hat zunächst vornehmlich (wie auch eingangs beschrieben) den Schutz vor Sonne und Regen im Blick. Aber Ihr glaubt gar nicht, wie schön ein Abend bei leichtem Nieselregen und moderatem Wind sein kann, wenn man sich mit Hilfe von ein paar Seiten- und Vorderteilen (muss ja nicht ganz zu sein) unter der Markise eine kleine Oase gezaubert hat, wo man in recht gut geschützter Atmosphäre den Abend unter dem Kopfhörer bei einem guten Glas Wein und seiner Lieblingsmusik ausklingen lässt – entspannter Wohnmobil-Urlaub in Reinkultur – können wir nur jedem wärmstens ans Herz legen!
Ein paar Überlegungen vor dem Schluss: Wer seinen wohnmobilen Lebensbereich mittels Markise und Seiten- / Vorderwänden nach draußen ausdehnen möchte, sollte daran denken, dass dies nur bei längeren Aufenthalten und auch nur auf Campingplätzen Sinn macht bzw. überhaupt erlaubt ist. Bei Stellplätzen wäre eine derartige Ausbreitung schlichtweg unmöglich weil verboten, bei kurzen Aufenthalten auf Campingplätzen (etwa unter mindestens 2 Nächten) lohnt der Aufwand einfach nicht. Dazu: auch zusätzliche Rafter, Seiten- und/oder Vorderteile schaffen zusätzliches Gewicht und benötigen entsprechend Platz, bedenkt das in Eurem Zuladungsplan.
Mit der Höhe der beiden vorderen Stützen könnt Ihr beeinflusssen, wie sich der Abfluss des Wassers bei Regen gestaltet. Wer bei ebenem Untergrund beide Stützen (annähernd) gleichweit auszieht, die Markise also in die Waage bringt, produziert so unweigerlich einen gleichmäßigen Wasservorhang auf der gesamten Breite – was in den meisten Fällen eher hinderlich ist. Mit dem kürzeren Herausziehen einer der beiden Stützen könnt Ihr genau die Seite bestimmen, wo das Wasser (dann auf der Schräge) abfließt und Euch so das Verlassen des Markisenbereiches ohne größere Dusche wesentlich vereinfachen.
„Campingmöbel (Stühle, Tische etc.) sollte man nachts unter der Markise zusammenschieben, damit sie nicht nass werden.“ Oft gehört, trotzdem falsch – zumindest teilweise! Gut, gegen genau senkrecht fallenden Regen schützt das vielleicht ein wenig, aber der kleinste Luftzug lässt die Nässe auch schräg unter die Markise vordringen. Außerdem: Luftfeuchtigkeit (auch ohne Regen) neigt selbst in sehr warmen Ländern nachts dazu, sich als Tau auf außen aufbewahrte Gegenstände zu legen (konkret ist es kondensierendes Wasser aus der Luft). Ok, man kann die völlig durchnässten Sitzauflagen dann morgens mit der aufgehenden Sonne wieder trocknen – aber wollt Ihr das wirklich? Also, räumt besser alles, was nicht nass werden soll, über Nacht ins Wohnmobil.
„Markisen darf man nass nicht einrollen, die faulen dann“ – gut, derartige Ratschläge hatten zu Zeiten, als Markisenstoffe noch aus Leinen bestanden, durchaus ihren Sinn. Bei den heutzutage beschichteten Materialien ist solch ein Rat sicher gut gemeint, aber nicht zutreffend. Sicher ist es nicht falsch, eine völlig duchnässt eingeholte Markise zeitnah auszurollen und trocknen zu lassen – aber nicht wegen Fäulniss- oder Verrottungsgefahr, sondern um unliebsamen Gästen wie Bakterien, Schimmelpilzkulturen oder feuchtigkeitsliebenden Insekten das begehrte Umfeld zu entziehen und Fleckenbildung vorzubeugen.
Markisen sind fest mit dem Fahrzeug verbunden, also eigentlich auch zusammen mit dem Fahrzeug versichert – aber nur, wenn die Versicherung das auch weiß! Teilt Eurer Versicherung also mit (selbst bei Neufahrzeugen), dass sich eine fest verbaute Markise an Eurem Wohnmobil befindet, dann gibt´s hinterher keinen Ärger, wenn das Teil mal beschädigt ist.
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