Ein Reisemobil ohne Fahrräder? Das ist für die meisten kaum vorstellbar. Und das hat seine Gründe.
Meistens sieht es doch so aus: Man kommt am gewünschten Ziel an, die Fahrersitze werden gedreht, die Campingmöbel werden aufgestellt, die Markise ausgefahren, (ggfs.) der Strom angeschlossen und die Antenne für den TV-Abend in Stellung gebracht. Und schon nach einer Mahlzeit oder einem gemütlichen Abend finden sich im Innenraum jede Menge lose Teile, die natürlich im Stand nicht immer gleich weggeräumt werden.
Wer ein paar Tage verweilen möchte, steht spätestens bei der nächsten Fahrt zum Supermarkt oder zur geplanten Sehenswürdigkeit vor einem Problem: Alles wieder einräumen, verpacken und fahrbereit machen? Für zwei Tüten Lebensmittel und ein paar Getränke? So ein Aufwand für den Besuch der 12 km entfernten Altstadt? Und nach der Rückkehr alles wieder in Bereitschaft?
Caravan-Besitzer können nach dem Abstellen des Wohnwagens in dieser Hinsicht nur milde lächeln – schließlich können sie ihren PKW weiterhin für jede erdenkliche Fahrt nutzen. Also bitte, da muss es doch für uns Reisemobilisten auch eine Lösung geben.
Und natürlich, die gibt es, hier kommen die von fast allen Campern geliebten Fahrräder ins Spiel. Vor nicht allzu langer Zeit musste man sich diesbezüglich noch viele Gedanken machen, nicht zuletzt wegen des Gewichts. Fahrräder und Träger waren aus Stahl, sie waren groß, sperrig und schwer.
Schaut man sich heute um, ist die Zeit in diesem Bereich deutlich vorangeschritten. Materialien wie Aluminium, Carbon oder Titan senken das Gewicht enorm und bei der Größe z.B. von Mini-Klapprädern wundert man sich schon fast, dass es die nicht bereits als Schlüsselanhänger gibt.
Diese Entwicklung beschert uns heute Mobilitätslösungen am Urlaubsort für fast jedermann. Angefangen vom bereits erwähnten Mini-Klapprad über normale Freizeiträder bis hin zu speziellen Leichträdern zur Gewichtsreduzierung kann sich heutzutage jeder das für ihn genau Passende heraussuchen.
Heckträger
Und auch die Transportmöglichkeiten, speziell die Fahrrad-Heckträger, haben sich enorm weiterentwickelt. Leicht, stabil, mit sicheren Halterungen, in Versionen für bis zu 4 Zweiräder und neuerdings sogar leicht abnehmbar, es bleiben kaum Wünsche offen. Selbst für ältere Camper, die nicht mehr schwer heben können, gibt es inzwischen elektrisch herauf- und herunterfahrbare Halter, die das Beladen oder Abnehmen der Zweiräder in sehr niedriger Höhe erlauben.
In einigen Ländern, z.B. Italien und Spanien, sind Warntafeln vorgeschrieben, wenn Fahrräder am Reisemobil-Heck transportiert werden (mehr siehe > Reisen in Europa).
Außerdem: Wer seine Räder nicht sämtlichen Wetterunbillen bei der Fahrt aussetzen will, tut gut daran, sich für wenige Euro eine kleine Abdeckplane zu besorgen (siehe auch > Zubehör).
Heckgaragen
Mal ehrlich: findet Ihr diese unförmigen Heckträger schön? Ok, dann sind wir uns einig, wir auch nicht. Und wirklich sicher vor Diebstahl oder Beschädigungen (z.B. beim Rückwärtsfahren) sind die Räder dort auch nicht. Hinzu kommt: Wer sich wegen häufiger Fähren-Benutzung vorausschauend ein 5,99-Meter-Reisemobil zugelegt hat, weil die Fähr-Passagen ab 6 Meter deutlich teurer werden, wird mit seinem Heckträger große Augen machen: aus dem Knapp-6-Meter-Mobil ist mit dem Fahrradträger ein 6,40-Meter-Camper geworden – die Maße zählen „über alles“.
Wie gut, dass man heutzutage all diese Probleme mit einer einzigen Lösung beheben kann: mit einer Heckgarage. Zugegeben, wenn man in die Heckgaragen seiner Camping-Nachbarn schaut, mag man meinen, dass viele Zeitgenossen den Begriff „Garage“ falsch verstanden und aus dem Stauraum eher einen „Reisemobil-Keller“ gemacht haben. Wir geben es zu, wir gehören auch zu diesen Frevlern. Wer aber wirklich Wert auf einen sicheren und geschützten Transport seiner Drahtesel legt, zumal wenn es sich um teure Exemplare handelt, der muss sich für einen Teil seines „Kellerinhalts“ eben einen anderen Aufbewahrungsort suchen.
Robuste Halterungen für den kipp- und wackelfreien Transport sowie Rampen zum bequemen Ein- und Ausladen gibt es praktisch für jeden Fahrrad- und Garagentyp im gut sortierten Zubehörhandel (siehe auch > Zubehör).
E-Bikes
Endlich habt Ihr ein hübsches Plätzchen für die Nacht gefunden, hoch oben über dem kleinen Dorf im Tal. Und dort unten gibt´s sogar einen kleinen Supermarkt. Also schnell nochmal auf´s Rad und ein paar Dinge für´s Abendessen und eine gute Flasche Wein einkaufen.
Was für junge Camper so normal wie Busfahren ist, bringt ältere Semester oder Menschen mit Gehbehinderung oder anderen Handicaps in arge Nöte: runter ins Tal rollen geht ja vielleicht noch, aber wie kommt man hinterher den steilen Berg wieder rauf, zumal mitsamt den Einkäufen (es wird ja doch wieder mehr, als geplant…)? Hilfe naht, elektrische Hilfe in Form von Elektrofahrrädern, kurz E-Bikes genannt.
Auch diese Zweirad-Gattung ist den Kinderschuhen längst entwachsen. Ein Mini-Klapp-E-Bike zum Platz- und Gewichtsparen? Selbstverständlich! Cross-E-Bikes für die jungen Wilden? Na klar! Der 9-Gang-Cruiser mit tiefem Einstieg für entspannte Ausflüge? Sicher, sogar in großer Auswahl! E-Bikes gibt es inzwischen für fast jeden Geschmack und Geldbeutel. Und das mitleidige Lächeln in Richtung „Rentner-E-Gurke“ ist mittlerweile auch kaum noch zu sehen – selbst Hochleistungs-Radsportler haben E-Bikes inzwischen als ideale (weil anpassungsfähige) Trainingsmaschinen für sich entdeckt.
So, hier wäre jetzt die richtige Stelle, alle Aspekte rund um´s E-Bike genau zu erklären. Aber – das hier ist ein Wohnmobil- und kein E-Bike-Ratgeber. Dieses Themenfeld ist derart umfangreich, dass es dafür ein eigenes „E-Bike-ABC“ geben müsste. Aber ganz gleich wie ein solcher Ratgeber heißen sollte, es gibt im Netz und woanders mehr als ausreichend Informationen über diese Zweirad-Gattung – einfach mal googeln!
Zwei Dinge solltet Ihr aber aus der Sicht als Reisemobil-Lenker unbedingt beachten:
Obwohl auch E-Bikes inzwischen verhältnismäßig leicht gebaut werden können, Akkus sind immer schwer. Achtet beim Transport der Räder also darauf, die Akkus vor einer Weiterreise zu entnehmen und an einem möglichst weit vorne liegenden Ort zu verstauen. Da Zweiräder fast immer hinter der Hinterachse untergebracht werden (Heckträger / Heckgarage), sorgt Ihr so für ein ausgewogeneres Gewichtsverhältnis (schwere Räder hinten / schwere Akkus vorne).
Verwechselt bei der Anschaffung nicht E-Bikes und Pedelecs! Auch wir hier schreiben von E-Bikes, obwohl streng genommen eigentlich Pedelecs gemeint sind – es hat sich halt so eingebürgert. Pedelecs unterstützen nur elektrisch, wenn man selbst tritt und sind maximal 25 km/h schnell. Sie gelten verkehrstechnisch als Fahrräder. E-Bikes fahren schneller (bis 45 km/h) und ohne Treten sogar auf Knopfdruck. Diesen Vorteil erkauft man sich mit einer Helm-, Zulassungs- und Versicherungspflicht sowie weiteren Einschränkungen. Technisch handelt es sich hierbei um sogenannte Kleinkrafträder. Unser Rat: Lasst Euch vor einem Kauf eingehend von Fachleuten beraten! So vermeidet man auch den Erwerb von verkehrstechnisch unsicheren Billig-Rädern, die leider auch heute immer noch in Umlauf sind und in manchen Fällen sogar eine echte Gefahr für die Gesundheit darstellen.
Zum Schluss:
Andere Länder, andere Gewohnheiten, andere Probleme. Fragen wir Europäer, wohin mit dem Fahrrad während des Reisemobil-Urlaubs, fragen sich die Asiaten, wohin mit dem Reisemobil während des Fahrradurlaubs.
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