Toiletten

Das Reisemobil und die Toilette – die beiden haben die „goldene Hochzeit“ schon lange hinter sich. Bereits in den 60er Jahren wurden der verschließbare Eimer und/oder Klappspaten durch die ersten „Porta Potti“ ersetzt. Diese damals neuartigen transportablen Kunststofftoiletten mit einem richtigen Sitz und einem darunterliegenden Fäkalbehälter boten nun erstmals die Möglichkeit, seine Geschäfte halbwegs hygienisch und wie von zuhause gewohnt zu verrichten.

Schauen wir doch mal, wie sich die Lösungen der „mobilen Notdurft“ seither weiterentwickelt haben und welche Angebote heutzutage bereit stehen.
 
Konzentrieren wollen wir uns dabei auf die beiden gebräuchlichsten Formen, zum einen auf die modernen Nachkommen der oben beschriebenen mobilen Modelle und auf die sogenannte Kassetten-Toilette, die heute in den meisten Reisemobilen zu finden ist.

Portable Toiletten

„Wenn überhaupt, dann nur was ganz Kleines“ lautet das Motto für diejenigen, denen jeder Zentimeter Nutzfläche wertvoll ist und die keinen großen Wert auf Komfort bei diesem Thema legen. Wer ein sehr kleines Campingfahrzeug besitzt, ohnehin hauptsächlich sanitäre Einrichtungen auf Campingplätzen nutzt und wer keine ständigen „Ich-muss-mal“-Pausen wegen quengelnder Kinder einlegen muss (weil er ohne Kinder fährt), kommt sicherlich auch mit den kleinsten Modellen der mobilen Toiletten gut zurecht. Einige reisen sogar ganz ohne, von daher stellt eine vorhandene Notlösung im Stauraum ja auch schon einen gewissen Luxus dar.

Gute und praktikable Modelle aus solidem und zuweilen sogar ansehnlichem Kunststoff (wenn man bei diesem Thema überhaupt von „ansehnlich“ sprechen kann) sind heute mit einem Behältniss für das Spülwasser und einem für die Hinterlassenschaften ausgestattet. Gespült wird mittels Handpumpe und für die Entsorgung lassen sich die beiden Tanks voneinander trennen. Installationsaufwand, Wasseranschluss oder Energieversorgung (z.B. Strom für eine Pumpe) entfallen vollständig – also kein großes Ding und kinderleicht zu bedienen.

Bleibt eigentlich nur die Frage der Aufbewahrung, wenn das gute Stück gerade nicht benutzt wird oder eben bereits gefüllt zur nächsten Entsorgungsmöglichkeit befördert werden muss. Ok, natürlich muss man auch noch ein wenig Stauraum für Toilettenpapier und Chemiezusatz einplanen, das war´s dann aber auch. Und wer doch ein eher dauerhaft stationäres Plätzchen bevorzugt, kann mit Einbaukits und/oder Abdeckhauben des jeweilgen Herstellers durchaus alltagstaugliche Lösungen realisieren.

Kassetten-Toiletten

Aber mal Hand auf´s Herz – wenn schon stationär, warum dann nicht gleich ein Kassetten-Modell? Das ist dann fast genauso platzsparend, lässt sich aber spielend z.B. mit einem kleinen Waschbecken kombinieren. Es muss ja nicht gleich eine raumgreifende Dusche dazu kommen (obwohl auch das sehr platzoptimiert möglich ist).

Dieser Gedanke setzt sich wohl auch immer mehr bei den Herstellern von Campingbussen und Kastenwagen durch. Sie bieten auf kleinstem Raum z.T. wirklich tolle Lösungen an, die in Bezug auf minimalen Raumbedarf und gleichzeitig optimaler Nutzbarkeit größte Anerkennung verdienen (siehe Fotos).

Werden in solchen Mini-Bädern dann auch noch Staumöglichkeiten für den ohnehin notwendigen Bedarf an Sanitärartikeln geschaffen (von der Zahnbürste bis ggfs. hin zur Reiseapotheke), darf man bei solch optimaler Raumnutzung nur beherzt zugreifen.

Und wenn man ohnehin (fast) genug Platz hat? Gemeint sind hier alle fahrbaren Camping-Domizile vom kurzen Alkovenmodell bis hin zum integrierten 8-Meter-Reisemobil. Dann passiert genau das, was man bei jedem Reisemobil-Händler oder auf jeder Wohnmobil-Messe beobachten kann: der weitaus größte Teil aller Camping-Fahrzeuge ist mit einer Kassetten-Toilette bestückt (jedenfalls ab Werk). Warum? Die Frage ist leicht beantwortet: Seit Jahrzehnten erprobt, bewährt und von den meisten Reisemobilisten als völlig (Camping-)alltagstauglich bestätigt. Werfen wir also einen kurzen Blick auf diese Allround-Lösung.

Kassetten-Toiletten bestehen grundsätzlich aus zwei Teilen, zum einen der fest verbauten Toilettenschüssel mit Sitz und Deckel (zumeist in der Nasszelle untergebracht) und zum anderen der darunterliegenden Kunststoffkassette, in der die Hinterlassenschaften gesammelt werden. Diese kann dann später von außen entnommen und entleert werden. Verbunden sind die beiden Teile durch einen sogenannten Schieber, der den Durchlass zwischen Schüssel und der Kassette öffnet bzw. schließt. Gespült wird i.d.R. mittels einer kleinen elektrischen Pumpe mit Wasser aus dem Frischwassertank. Und meistens gibt es eine Füllstandsanzeige oder zumindest eine Warnlampe bei zu großer Füllmenge.

Wichtig sind für den Camper einige Aspekte: Einerseits muss der Kassetteninhalt für einige Zeit aufbewahrt werden können, da ja nicht überall eine Entsorgungsmöglichkeit vorhanden ist. Andererseits sollten in dieser Zeit feste, flüssige und auch gasförmige Stoffe (Geruch) dort verbleiben, wo sie sind. Außerdem: Beim Entleeren sollten keine allzu großen festen Bestandteile das Ausgießen der Kassette be- oder sogar verhindern. Wünschenswert ist also ein Zersetzungsprozess, dessen Gase allerdings nicht für unangenehme Gerüche im Wohn-, Schlaf- oder Küchenbereich sorgen dürfen. Und letztlich sollte die Nutzung einfach zu handhaben und hygienisch unbedenklich sein.

Seit Jahrzehnten werden die genannten Anforderungen mit chemischen Stoffen realisiert, die man dem Kassetteninhalt beifügt. Ihr könnt es Euch denken – besonders umweltfreundlich sind derartige Stoffe natürlich nicht. Von daher verbietet es sich selbstverständlich, zur Entsorgung die „normalen“ Möglichkeiten wie Haushaltstoiletten, Gullis oder einfach die Natur zu nutzen.

Toiletten-Kassetten mit chemischen Zusätzen dürfen ausschließlich (!) an geeigneten Entsorgungsstellen geleert werden. Jede andere Entsorgung ist nicht nur völlig verantwortungslos gegenüber unserer Umwelt, sondern trifft letztlich alle Reisemobilisten, deren guter Ruf durch gewissenloses Entsorgen nachhaltig geschädigt wird!

Eine vergleichsweise junge Alternative zur Chemie ist das sogenannte SOG-System. Hier wird der Kassetteninhalt statt mit Zusätzen mit dem Luftsauerstoff zersetzt. Ein kleiner Lüfter sorgt in Verbindung mit einem Aktivkohlefilter und einem Schlauch-/Rohrsystem für erfolgreiche und geruchsneutrale Verflüssigung. Ein solches System lässt sich bei Bedarf auch bei älteren Toilettenanlagen nachrüsten (> Zubehör).

Handhabung / Reinigung / Pflege

Über die Handhabung von Reisemobil-Toiletten muss man sich für gewöhnlich keine großen Gedanken machen. Ganz Gewissenhafte schauen sich vielleicht vor der ersten Nutzung einmal die (hoffentlich) mitgelieferte Bedienungsanleitung an. Zwei Unterschiede bei Chemie- und SOG-Toiletten seien allerdings kurz erwähnt.

Lässt man bei Chemietoiletten den Schieber während der Benutzung möglichst geschlossen, um in der Kassette befindliche Gase am Ausströmen nach oben zu hindern, verhält es sich bei der SOG-Toilette genau anders herum – hier sollte durch den geöffneten Schieber (und den dann automatisch startenden Lüfter) von Anfang an so viel Sauerstoff wie möglich von oben angesaugt werden. Gase und Gerüche entweichen so am besten (durch den Filter) nach draußen.

Ebenso gegensätzlich ist die Verwendung von Toilettenpapier. Während Chemietoiletten am besten mit speziell hierfür hergestelltem Papier funktionieren, ist dieses Spezialpapier bei SOG-Modellen eher hinderlich. Hier sollte normales Haushalts-Toilettenpapier Verwendung finden.

Weitere Infos zur Ver- und Entsorgung sowie zur Reinigung und Pflege findet Ihr auf unserer Seite > Ver-/Entsorgen > Toilette.

Weitere Reisemobil-Toiletten-Arten

An dieser Stelle könnten wir Euch noch etliche Toiletten-Arten für das mobile Zuhause vorstellen. Als Beispiele seien Festtank-, Vakuum, Zerhacker- oder Verbrennungstoiletten (s. Foto) genannt, die sicher für den einen oder anderen speziellen Zweck gute Dienste leisten und den oben beschriebenen Standard-Lösungen in spezifischen Aspekten ein Stück weit voraus sind. Wir wollen es hier, wie an anderen Stellen unserer Website auch, damit bewenden lassen, dass solche Ausnahmelösungen eher ganz wenige Spezialisten interessieren dürfte und wir geben es gerne zu: Wir haben mit diesen Toiletten-Arten keinerlei Erfahrungen. Sollte hierzu also in Einzelfällen Informationsbedarf bestehen, bitten wir Euch herzlich, einmal danach zu googeln und Euch dann bei Praktikern und Spezialisten zu informieren.