Und plötzlich ist alles anders: länger, breiter, höher, schwerer, anderes Bremsverhalten, andere Kurvenlage, andere Geräusche – wer zum ersten Mal mit dem Wohnmobil auf Tour geht, ob mit dem eigenen oder einem Miet-Mobil, steht ganz am Anfang eines Lern- und Gewöhnungsprozesses, der bei jedem unterschiedlich lang sein wird. Ein „Dreieinhalb-Tonnen-sieben-Meter-Monster“ nötigt den meisten PKW-Fahrern, was Handling und Fahren betrifft, zunächst einmal großen Respekt ab, und das ist auch gut so. Begleitet uns, wir laden Euch zu einer ersten kleinen Urlaubsreise mit unserem Alkoven-Wohnmobil ein, wir fahren für zwei Wochen nach Frankreich.
Gewöhnung an das Camping-Fahrzeug
Was tut man, wenn man noch nicht genau weiß, ob und wie man etwas beherrscht? Man beginnt ganz vorsichtig! Der frischgebackene Eigentümer kann sich für erste Gewöhnungs-Fahrten ausreichend Zeit nehmen, ein Erst-Mieter wird dafür nicht gerne viele Urlaubsstunden investieren wollen. Vielleicht hat dieser sogar nach den ersten Autobahn-Kilometern das Gefühl: „Läuft doch alles prima, alles im Griff.“ Nach 600 Kilometern in der Innenstadt von Paris angekommen, sieht dann aber plötzlich alles ganz anders aus. Es dröhnt, hupt und wuselt, was das Zeug hält, Übersicht und schnelle Reaktionen sind gefragt, und rasch kommt man in die Nähe des Kontrollverlustes über das ungewohnte Gefährt – Entspannung fühlt sich anders an.
Ganz gleich, ob Ihr Euer Wohnmobil gekauft oder gemietet habt, nehmt Euch ausgiebig Zeit zum Eingewöhnen! Was beim PKW automatisiert und z.T. unterbewusst abläuft, verlangt bei dem ungewohnten Gefährt nach permanenter Konzentration, was zu allem Unheil auch noch zu einer schnelleren Ermüdung führt. Schon die fremden Geräusche von im Schrank umkippenden Kaffeebechern kann Euch im ungünstigsten Fall so erschrecken und ablenken, dass es zu einem Unfall kommt – was wir natürlich nicht hoffen wollen. Also tut Euch und allen Mitreisenden den Gefallen und schlagt diesen Rat nicht in den Wind.
Rangieren und Einweisen des Wohnmobils
Gestresst, aber unfallfrei liegt nun das Zentrum von Paris hinter uns, schnell finden wir den etwas außerhalb gelegenen Stellplatz – und müssen die nächste Hürde nehmen, das Rangieren. Auch wenn uns die Ausmaße im normalen Verkehr schon langsam vertrauter werden, hier ist nun Zentimeter-Arbeit gefragt. Glücklich, wer einen Beifahrer hat, der nun als Einweiser fungieren kann. Gerade beim Rückwärtsfahren ist dieser, beim angemieteten Wohnmobil oft vorgeschriebene Helfer, Gold wert. Aber Vorsicht, der macht das womöglich auch zum ersten Mal. „Noch ein Stückchen – noch – noch…“ – Krach! Nein, nicht hinten beim Einweiser, der Fahrer hatte vorne den Alkoven nicht im Blick – und schon hat ein stattlicher Ast einen bleibenden Eindruck auf der Außenhaut hinterlassen. Sehr ärgerlich.
Unser erstes Wohnmobil war ein Alkoven-Modell. Und ja, wir hatten uns die Ratschläge eingeprägt, auf tiefhängende Äste, Vordächer, niedrige Laternen, Werbekästen, Straßenschilder oder Ähnliches zu achten. Und trotzdem hat es unseren Alkoven auf einem Supermarkt-Parkplatz erwischt. Man kann bei diesen Modellen nicht oft genug darauf hinweisen, dieser Auswuchs über dem Fahrerhaus ist wirklich hinterhältig, weil man ihn, besonders als großgewachsener Fahrer, meist nicht im Sichtfeld hat, und er damit schnell in Vergessenheit gerät. Und melden tut er sich erst dann wieder, wenn´s zu spät ist.
Einweisen will gelernt sein. Für einen Fahrer, der Dich nicht sehen kann, weil Du außerhalb des Sichtbereichs seiner Spiegel stehst, der Deine wild gestikulierenden Arm- und Handzeichen nicht deuten kann oder gar fehlinterpretiert, bist Du keine echte Hilfe, im schlimmsten Fall sogar das Gegenteil. Betrachtet man zwei Arme von vorne, ist aus 8 Metern Entfernung beim besten Willen nicht zu erkennen, ob Du Deine Arme von vorne nach hinten schwingst („weiter, weiter, geht noch ein Stück“) oder von hinten nach vorne („halt, das reicht, wieder ein Stück vor“), und hören tut Dich der Fahrer auch nicht bei geschlossener Fahrertür und eingeschaltetem Verkehrssender. Also, übt das Einweisen, das gilt für den Einweiser wie für den Fahrer. Vereinbart deutliche Zeichen, die man nicht falsch verstehen kann, und verzichtetauf akustische Verständigung, die im Zweifelsfall mal überhört wird. Dann klappt´s auch mit dem Rangieren.
Wohnmobil-Kontrolle vor jeder Abfahrt
Die kommenden zwei Tage Sightseeing erledigen wir mit Hilfe der Metro, das Wohnmobil bleibt stehen. Am dritten Morgen brechen wir Richtung Küste auf, schwungvoll verlassen wir den Stellplatz – rumms! Was hat denn da hinten so gescheppert? Wir halten an und schauen nach. Der Weinkanister in der Heckgarage ist umgefallen, die Tasche mit unseren Paris-Andenken ist von der Sitzbank gefallen und im Küchenschrank liegen fast alle Gläser quer.
Kontrolliert vor jeder (!) Fahrt, ob wirklich alles gut verstaut und befestigt ist. Lose Teile können nicht nur kaputtgehen oder durch Geräusche stören, im Falle eines Unfalls werden sie im schlimmsten Fall zu gefährlichen Geschossen.
Verkehrszeichen, Gewichte, Maße
Wir fahren weiter, nach kurzer Zeit ist die Autobahn fast in Sichtweite, da vorne geht´s links rein – Vollbremsung! Ein Verkehrsschild macht uns Sorgen: Durchfahrthöhe 2,90 m. Wie hoch war unser Auto noch, 2,85m oder 2,95m? Hinter uns hupt es, wir suchen die Papiere…
Als PKW-Fahrer habt Ihr auf solche Verkehrszeichen wenig geachtet, nun im Wohnmobil muss auch solchen Schildern, die auf bestimmte Maße oder Gewichte hinweisen, erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Allein das ist schon gewöhnungsbedürftig, wenn Du dann Maße und Gewichte Deines Fahrzeugs noch nicht einmal im Bedarfsfall auswendig kennst, kann das für einigen Ärger sorgen. Wir haben es am Anfang so gehalten, dass wir ein kleines Schild mit allen notwendigen Angaben gut sichtbar im Cockpit untergebracht haben. Wenn Ihr in ein Land mit anderen Maßeinheiten fahrt (z.B. Großbritannien), schreibt Euch auch gleich umgerechnete Werte dazu (z.B. feet <> Meter), vergesst dabei die Geschwindigkeiten nicht (z.B. miles per hour <> Stundenkilometer).
Fast jeder Wohnmobil-Fahrer nutzt heutzutage ein Navi (mehr dazu unter > Navigation). Meist kommen dabei ganz normale Modelle zum Einsatz, wie sie im PKW auch genutzt werden. Die Software solcher Geräte ist standardmäßig für die Nutzung mit Personenkraftwagen, also auch für PKW-Maße und -gewichte, ausgelegt. Für die Nutzung großer Fahrzeuge wie LKWs und eben auch Wohnmobile gibt es spezielle Navigationsgeräte oder -software, die Ihr mit den Maßen und dem Gewicht Eures Fahrzeugs füttern könnt. Fortan werdet Ihr dann nur noch über solche Strecken geleitet, die Ihr mit Eurem Fahrzeug auch tatsächlich befahren könnt und dürft – sehr praktisch, eine wirklich lohnende Anschaffung.
Wahl der richtigen Fahrtstrecke
Die Autobahn ist trotz Hürden endlich erreicht und wir geben richtig Gas, um einige Verzögerungen aufzuholen. Doch schon nach einigen Kilometern wird unsere Fahrt unterbrochen, wir steuern auf eine Zollstation-ähnliche Anlage zu, die quer über die gesamte Fahrbahn reicht, eine Maut-Station. Welche Durchfahrt ist denn nun die richtige, muss man Kleingeld bereithalten, was kostet das wohl?
Bevor Ihr Euch auf große Fahrt ins Ausland begebt, ist es sehr zu empfehlen, sich bereits vor Antritt der Reise ausreichend über Land, Leute, Verkehr und sonstige Gepflogenheiten zu informieren (siehe auch > Reisen in Europa). Informationsseiten (z.B. „Tourist-Information“) und Foren im Internet leisten hier ebenso gute Dienste wie Reiseführer und sonstige Literatur über das Zielgebiet. ADAC-Mitglieder können ein kostenloses Tour-Paket mit vielen nützlichen und aktuellen Infos anfordern (früh genug bestellen, die Zusendung dauert ein wenig). Besucht hierzu auch unsere Rubrik > Infos im Netz.
In den meisten Fällen von Straßen mit Nutzungsgebühren (Maut) gibt es alternative Strecken, die Ihr kostenlos nutzen könnt. Achtet rechtzeitig auf die entsprechende Beschilderung. Oft verlaufen diese Routen relativ nah an der umfahrenen Autobahn. Klar ist, dass es auf diesen Straßen nicht so zügig vorangeht, wie auf dem Maut-Highway – aber ist das wirklich schlimm? „Reisen statt rasen“, das sollte unser Wohnmobil-Motto sein. Hier mal ein kleiner Zwischenstopp in einem urigen Dorf, dort mal ein Pausenkaffee am Straßenrand oder mal ein kurzer Entspannungs-Spaziergang dem Lauf des Baches folgend, den man soeben im Vorbeifahren entdeckt hat – probiert das mal aus! Ihr werdet sehen, Eure Urlaubsfahrt bekommt so eine ganz neue Qualität.
Mit dem Wohnmobil übernachten
Die Fahrt bis zur Küste ist doch recht lang und es beginnt langsam schon zu dämmern. Bis zum endgültigen Ziel werden wir es heute wohl nicht schaffen, so beschließen wir, eine Zwischenübernachtung einzulegen. Wir verlassen unsere Strecke und hoffen auf Schilder, die uns zu einem Plätzchen für die Nacht weisen können. Wir durchfahren mehrere kleine Orte ohne Ergebnis, nach etwa einer Stunde geben wir auf und kommen neben einer Dorfkirche zum Stehen. Darf man hier einfach am Straßenrand stehen bleiben? Oder sollten wir vielleicht einen offiziellen PKW-Parkplatz ansteuern? Oder vielleicht doch lieber irgendwo ganz versteckt, wo man uns nicht sehen kann? Oder ist das zu gefährlich, weil man dort üble Gestalten natürlich auch nicht sieht?
Beginnt mit der Stellplatzsuche für Zwischenstopps nicht erst, wenn es schon dämmert. Wenn Ihr Pech habt, irrt Ihr später im Stockfinstern umher und habt immer noch keine Bleibe. Rechtzeitiges Suchen verspricht rechtzeitiges Finden und damit statt einer noch schnell aufgewärmten Gulaschsuppe vor dem Schlafengehen einen entspannten Abend, der den Namen Urlaub verdient.
Wer in heutigen Zeiten planlos umherfährt, um eine Abstellmöglichkeit für eine längere Pause oder Übernachtung zu finden, ist wirklich selber schuld und vergeudet kostbare Urlaubszeit. Ob in Druckform oder als App für Handy, Tablet oder Notebook, es gibt ausreichend Camping- und Stellplatzführer, die einem die Suche enorm erleichtern. Wer unterwegs über einen Online-Zugang verfügt, hat darüber hinaus Zugriff auf unzählige Internet-Seiten und Datenbanken für genau diesen Zweck, zum Teil sogar kostenlos. Software-Lösungen und Web-Präsenzen bieten i.d.R. sogar eine Umkreissuche an, bei der man nach der Eingabe des eigenen Standortes (oft Postleitzahlen oder Ähnliches) und einer Entfernungsvorgabe Stellplätze in der Nähe tabellarisch angezeigt bekommt, mitunter sogar mit ausführlicher Beschreibung und Nutzerbewertungen. Also, ob kostenlos oder für ein paar Cent oder Euro, derartige Helfer sollten in keinem Camping-Fahrzeug fehlen.
Und einfach für die Nacht am Straßenrand stehenbleiben, geht das nicht? Das kommt darauf an, in welchem Land Ihr Euch befindet und was für ein Fahrzeug Ihr lenkt. In Deutschland gilt grundsätzlich: Das „Anhalten zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ ist erlaubt, Campen hingegen auf keinen Fall. In der Praxis heißt das: Wenn Ihr mit einem unauffälligen Fahrzeug irgendwo am Straßenrand übernachtet, wo Ihr niemanden behindert oder stört (und natürlich nicht im Halteverbot), werdet Ihr wohl kaum etwas zu befürchten haben. Aber Vorsicht: Wir sind schon morgens um fünf durch Getöse und Gebrüll fast aus dem Bett gefallen. Wo am Abend vorher noch alles totenstill und menschenleer war, wurde gerade der Markt aufgebaut. Und noch etwas: Sobald auch nur ein Campingstuhl neben Eurem Wohnmobil zu sehen ist, wird man Euch schnell eine „unerlaubte Nutzung des öffentlichen Verkehrsraums durch Campen“ unterstellen, die schnell auch mal eine kostenpflichtige Verwarnung nach sich zieht. Gemütlich werden solche Übernachtungen also nur im Inneren des Fahrzeugs.
Wie solche Pausen oder Übernachtungen im Ausland geregelt sind, lässt sich nicht allgemeingültig sagen, das ist von Land zu Land recht unterschiedlich. Erkundigt Euch also am besten vor Reisebeginn, wo was geht und was nicht. Das Internet ist dabei sehr hilfreich.
Wir haben unseren Camping-Platz am Meer erreicht und es folgt eine herrliche Woche mit Sonne und Strand. Für die Rückreise sind noch zwei Stadtbesichtigungen und ein oder zwei Tage auf Stellplätzen im Inneren des Landes geplant, wir wollen uns ein wenig treiben lassen. Nach dem Frühstück packen wir alles zusammen und fahren los. Komisch, warum ist es denn plötzlich so laut und wo kommt dieser Wind her?
Vergesslichkeit kann gefährlich werden! Gerade nach längeren Standzeiten vergisst man schnell, dass das, worin man lebt, keine Ferienwohnung, sondern ein Fahrzeug ist. Bei einer Wohnung darf ruhig mal das Dachfenster aufbleiben (aha, daher die Geräusche und der Wind) oder eine Türe nicht geschlossen sein. Beim Aufbruch mit der „fahrbahren Ferienwohnung“ zur nächsten Etappe fällt dann oft schnell auf, was man alles vor der Abfahrt vergessen hat zu erledigen. Bei der nächsten Unterführung, unter der Euer Fahrzeug eigentlich genau hindurchpassen würde, kann es dann eine böse Überraschung geben, wenn die Dachluke im Bad noch 20 zusätzliche Zentimeter in den Himmel ragt. Oder wenn bei der ersten starken Bremsung der Laptop vom Regal fällt und zum gefährlichen Geschoss wird…
Legt Euch in der ersten Zeit, bis alle Handgriffe zur Routine geworden sind (wir haben einige „Gewöhnungsfahrten“ dafür gebraucht), eine > Checkliste gut sichtbar ins Cockpit, die alle Erfordernisse vor der Abfahrt enthält.
Hier eine kleine Beispiel-Liste, die Ihr prima an Eure persönlichen Umstände anpassen könnt:
Nach 2 Wochen kommen wir mit reichlich neuen Eindrücken und Erfahrungen gesund und fast pannenfrei wieder zu Hause an. Das war wirklich ein besonderer Urlaub!
Apropos pannenfrei: Es gibt noch reichlich mehr Aspekte beim Fahren eines Wohnmobils. Was tue ich, wenn ich eine Panne habe? Was ist mit den Kindern während der Fahrt, wohin mit meinem Hund, was, wenn das Gas alle ist, wie verhalte ich mich in Gefahrensituationen? Um diese Seite nicht zu lang werden zu lassen, findet Ihr die meisten Informationen und Tipps zu solchen Fragen unter den entsprechenden anderen Rubriken bei Wohnmobil-ABC. Und wenn Euch etwas Entscheidendes fehlt, schreibt uns gerne, wir werden sehen, was wir noch unterbringen können.
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