Ein Reisemobil-Urlaub mit Kindern will gut durchdacht und vorbereitet sein. „Ich muss mal“, „wann sind wir da“, „mir ist langweilig“ – Eltern, die schon mal mit Kindern im Auto auf Ferienfahrt waren, kennen diese Sprüche (und noch viele mehr). Und je häufiger und nachdrücklicher diese zu hören sind, desto tiefer sinkt die Stimmung. Damit wir einen Urlaub mit viel Spaß und guter Laune verbringen können, sollten wir uns also schon weit vor der Reise ausreichend Gedanken machen. Mit guter Vorarbeitung und Planung kann man viel Ungemach für alle Beteiligten verhindern oder zumindest abmildern.
Schauen wir uns also mal an, worauf wir so alles achten sollten. Fangen wir mit ein paar grundsätzlichen Dingen an, die sich naturgemäß vornehmlich an Reisemobil-Mieter richten – die Womo-Besitzer können viele Dinge einfach überspringen.
Für welche Altersgruppe eignet sich Reisemobil-Urlaub?
Hier gibt es grundsätzlich keine Beschränkungen. Vom Kleinkind bis zum Pubertierenden (wenn der denn mitfährt) steht das fahrbare Hotel praktisch jedem Kind offen. Oft ist diese Reiseform sogar wesentlich besser für die Bedürfnisse von Kindern geeignet als andere. Keine elend langen Anreisen, überall Platz zum draußen Toben und Spielen, jede Menge andere Kinder auf Campingplätzen für neue Freundschaften, ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer beim abendlichen Lagerfeuer oder Grillen und Vieles mehr – all das lieben Kinder.
Natürlich müssen Eltern altersspezifische Überlegungen anstellen. Die dreiköpfige Familie mit Säugling im kleinen Camper muss sich andere Gedanken machen als die sportlich begeisterte Familie mit drei Halbwüchsigen in einem großen Integrierten. Alle diesbezüglichen Aspekte an dieser Stelle detailliert auszubreiten, würde diese Seite sprengen – Euch fallen mit Sicherheit die wichtigsten Voraussetzungen für die Altersgruppe Eurer Kinder selber ein. Deshalb gehen wir weiter zum nächsten Punkt.
Welche Vorbereitungen muss ich treffen?
Eine gute Planung entscheidet quasi immer darüber, ob der Tripp mit dem rollenden Hotelzimmer zum Traumurlaub oder zu einer kleineren Katastrophe wird. Unser Rat, falls Eure Kinder dazu schon in der Lage sind: Plant alles zusammen mit den Kindern! Wünsche und Vorstellungen der Kleinen können so wahrgenommen und wenn möglich umgesetzt werden, die Kinder fühlen sich mit hinein genommen und, da sind wir sicher, entwickeln von Anfang an ein positives Grundgefühl zum anstehenden Urlaubsabenteuer. Erörtert bereits weit im Vorfeld schon mal folgende Fragen (als Anregung):
Wo soll die Reise hingehen?
Wie lange soll die Reise dauern?
Wie groß soll unser Reisemobil sein?
Wer möchte wo und wie schlafen?
Welche Aktivitäten sind vorstellbar?
Was machen wir bei schlechtem Wetter?
Wie und wo essen wir?
Wer könnte unterwegs welche Aufgaben übernehmen?
Was müssen wir alles mitnehmen?
Wer bevorzugt welche Aufenthalts-Plätze?
Schon beim Besprechen dieser wenigen Fragen (es werden noch etliche dazu kommen) werdet Ihr nach und nach ein Gefühl dafür entwickeln, was für ein Urlaubserlebnis Euch da erwartet. Und die wichtigen Fragen, die naturgemäß nur von den Eltern besprochen werden können, haben wir noch gar nicht:
Welche Jahreszeit bzw. Saison soll es sein?
Bekomme ich in dieser Zeit Urlaub?
Wie teuer darf das alles sein?
Welches Auto darf ich fahren (Führerschein)?
Reicht das Fahrzeug gewichts- und platzmäßig für unsere Bedürfnisse und die der Kinder?
Welche Entfernungen wollen wir pro Tag zurück legen?
Welche Routen müssen wir vorher ausarbeiten?
Was ist alles für die Kleinen an Ausstattung und Proviant nötig und möglich?
Welche Camping- oder Stellplätze müssen wir vor Reisebeginn reservieren?
Wie wäre es, wenn Ihr zusammen mit Euren Kindern schon weit vor dem geplanten Urlaub mit einer gemeinsamen Liste beginnt: Was ist zwingend zu beachten und mitzunehmen, was sind die Wünsche und Ideen aller Mitreisenden, was könnte man sich als besondere Highlights vornehmen? So etwas erhöht das Gemeinschaftsgefühl und die Vorfreude und hat den schönen Nebeneffekt, dass man nichts vergisst.
Bei all diesen Fragen könnte nun der Eindruck entstehen, ein Reisemobil-Urlaub mit Kindern würde einer minutiös geplanten Expedition mit engen Grenzen und starren Abläufen gleichen. Weit gefehlt, denn gerade diese Urlaubsform gewährt ungewöhnlich viele Freiheiten. Aber zum Gelingen einer solchen Reise gehört nun mal ein gutes „Grundgerüst“, wie ja auch z.B. ein Bergsteiger seine Gipfeltour gewissenhaft vorbereitet. Trotzdem bleiben ihm unterwegs viele Möglichkeiten, seine Route und Geschwindigkeit den jeweils aktuellen Gegebenheiten (z.B. persönliche Verfassung, Wetter etc.) anzupassen. Genau so ist es auch beim Reisemobil: Schlechtes Wetter? Dann fahren wir einfach mal weiter. Die Kinder lieben diesen Ort? Dann bleiben wir etwas länger. Langweilige Route? Dann nehmen wir eine andere. Einen hübschen Zoo oder ein Spaßbad entdeckt? Dann übernachten wir doch hier. Reiseplanung muss nicht in einem starren Korsett münden, sondern soll Euch wie ein Geländer an einer Treppe die Freiheit geben, Euch innerhalb dieser Grenzen frei und sicher zu bewegen. Alles andere ist Eure, gerne auch immer mal wieder spontane Entscheidung – und die Eurer Kinder.
Das Fahren mit Kindern im Reisemobil
Neben all den grundsätzlichen Dingen möchten wir noch ein paar wichtige Bereiche näher beleuchten, z.B. was wir tun können, um das Fahren mit dem Wohnmobil für Kinder so angenehm und stressfrei wie möglich zu gestalten. Kinder mögen keine langen Autofahrten, selbst wenn das in einem so tollen Gefährt passiert. Glücklich, wer dann Nachwuchs hat, der vor lauter Langeweile einfach einschläft. Meist wird es aber mit zunehmender Fahrtdauer im Auto immer lauter: Nörgeln, Jammern, Meckern oder Heulen sind halt die Lieblingsbeschäftigung von genervten Kindern.
Deshalb unser Rat: Plant pro Tag nicht mehr als etwa drei bis vier Stunden Fahrt ein (und das ist für manche Kleinen schon sehr viel). Das entspricht je nach Route etwa 200 bis 300 Kilometern. Ok, am An- und Abreisetag darfs vielleicht auch mal länger sein, wenn das angepeilte Zielgebiet im fernen Ausland liegt. Legt aber auf jeden Fall regelmäßig ausreichende Pausen ein. Und wer täglich weiterfährt, kennt diesen Spruch noch nicht: Fahrzeit frisst Urlaubszeit! Deshalb: Gebt den Kindern auch mal zwei, drei Tage Raum, ein Urlaubsgefühl zu entwickeln. Wir können ja verstehen, dass gerade Reisemobil-Mieter so viel wie möglich auf ihrer Reise entdecken möchten (in Wohnmobilisten-Kreisen gerne als „Trophäenjäger“ bezeichnet). Aber tut Euch selbst einen Gefallen: Zufriedene Eltern gibts nur mit zufriedenen Kindern – und die nervt man am meisten mit zu langen und zu häufigen Fahrten!
Und was machen, wenn´s doch mal langweilig oder nervig wird? Ganz einfach: Vorbeugen! Denkt Euch schon zuhause ein paar nette Spiele für die Kinder aus, die man ohne große Hilfsmittel während der Reisemobil-Tour spielen kann. Steckt Zettel, Stifte oder Bastelmaterial ein – in der Wohnsitzgruppe können Kinder angeschnallt am Tisch sitzen und spielen – das entspannt ungeheuer. Vergesst nicht die Lieblingsmusik der Kleinen und vielleicht ein paar Ohrhörer. Ja, und auch mal das ein oder andere Spiel auf dem Smartphone oder Tablet sollte bei längeren Fahrten erlaubt sein – muss ja nicht über Stunden gehen und die gibt´s auch in der Version „lehrreich“.
Kaum etwas wirkt beruhigender als eine vertraute Umgebung. Die kann man für die Kleinen auch im Reisemobil schaffen: Nehmt ausreichend Dinge mit, die die Kinder besonders lieben, z.B. die Kuscheldecke, den Lieblingsplüschhasen oder das Lieblingsspiel auf dem Notebook oder Smartphone. Und – wer eine kleine Belohnung am Ende der Etappe in Aussicht gestellt bekommt (z.B. ein Eis oder mal ein besonderes Abendessen), der wird sehr schnell sehr viel umgänglicher…
Sicherheit unterwegs
Zitat aus einem Familien-Blog (!): „…und während Dieter und ich weiterfuhren, konnten die Kinder wunderbar hinten in unserem Bett schlafen.“ Ein kleines Rechenbeispiel: Ein 25 kg schwerer Körper (hier der eines schlafenden, ungesicherten Kindes im Heckbett) entwickelt bei einem Auffahrunfall bei 100 km/h eine Aufprallwucht von etwa 2 Tonnen!So etwas überlebt niemand! Und selbst bei niedrigeren Geschwindigkeiten sind schwere und schwerste Verletzungen nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die Unsitte, Kinder während der Fahrt aus falsch verstandenem Mitleid ihren Bewegungsdrang entfalten zu lassen oder eben das ungesicherte Schlafen im Heck oder Alkoven zu erlauben oder gar zu empfehlen, beobachten wir immer wieder. Unser dringender Appell: DAS GEHT GAR NICHT!
Wer Kinder während der Fahrt nicht ausreichend sichert (Kindersitz, Schale, Gurt etc.), handelt nicht nur gesetzeswidrig, sondern in höchstem Maße unverantwortlich! Setzt Eure Kinder nicht dem Risiko schwerster oder gar tödlicher Verletzungen aus – Kinder gehören während der Fahrt angeschnallt – jederzeit und ohne jede Ausnahme!
Kinder auf dem Stell- / Campingplatz
Gerade bei Reisemobil-Ferien mit Kindern sollte man sich Gedanken über die Verweilplätze machen. Freies Stehen und Stellplätze sind für größere Kinder sicher kein Problem, solange sich genügend interessante Aktivitäten in der Umgebung finden lassen. Und diese unkomplizierten und zumeist kostenlosen oder in der Regel sehr günstigen Übernachtungsmöglichkeiten bieten sich natürlich auch an, wenn man lediglich auf der Durchreise nach einem Plätzchen für eine Nacht sucht.
Anders sieht es aus, wenn man länger verweilen möchte und/oder mit kleineren Kindern unterwegs ist. Hier bieten sich eher Campingplätze an, die man nach den eigenen Bedürfnissen (und natürlich denen der Kinder!) aussuchen und in der Hochsaison auch vorreservieren kann, damit man z.B. mit einem Säugling nicht am Ende ohne einen vernünftigen Übernachtungsplatz dasteht. Schon einfache Campingplätze bieten durchweg sanitäre Einrichtungen. In höheren Kategorien findet man von Wickeltischen und Waschmaschinen über Spielplätze und Grillecken bis hin zu Schwimmbecken oder Poollandschaften, Supermarkt und Restaurant alles, was das Camper- und Kinderherz begehrt – ist dann halt etwas teurer. Dafür sind dann aber auch Ver- und Entsorgung bestens geregelt.
Und auch nur auf Campingplätzen lassen sich besondere Gegebenheiten realisieren. Wie wäre es, wenn der Nachwuchs z.B. mal außerhalb des Fahrzeugs übernachtet, wie etwa im Vorzelt oder einem kleinen Kinderzelt neben dem Reisemobil? Kinder lieben es, sich ihre eigene kleine Höhle zu schaffen. Wie schön, wenn man Schlechtwettertage (ja, auch die sollte man immer im Hinterkopf behalten) einfach im überdachten Schwimmbad oder in der Sporthalle verbringen kann – auch solche Campingplätze lassen sich finden.
Wer dann noch einen Campingplatz aussucht, der offenes Feuer erlaubt, kann bei Kindern ganz groß punkten! Kündigt doch mal einen zünftigen Abend mit Grill und/oder kleinem Lagerfeuer an. Bei der Vorstellung von bruzzelnden Würstchen oder Stockbrot kennen wir kein Kind, dessen Augen nicht zu leuchten beginnen. Für den Nachwuchs ist so etwas Abenteuer pur. Und mal ehrlich – sowas wünschen wir Erwachsenen uns doch auch, wenn wir mit unseren Kindern im Reisemobil verreisen. Sicher fallen Euch noch weitere kleine und große Abenteuer ein – wir wünschen Euch schon jetzt viel Spaß dabei!
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